Tierisches, Satirisches und tierisch Satirisches

Wie so oft am dritten Freitag im Monat öffnete am 21. Februar um 19 Uhr das Café FilmBühne seine Pforten für die Literaturschaffenden des Landsberger Autorenkreises und dessen Gäste. (Sa-)Tierisches hatte Moderator Boris Schneider als Thema vorgegeben und eröffnete den Abend mit einem Zeitungsbericht, der darlegte, dass auch Tiere Humor haben – wenngleich auch nur slapstickartigen und keinen tiefgründigen, wie er sich beispielsweise auch in einer Satire versteckt.

Die Zettel von zwölf Lesenden hatten ihren Weg in den „Hut“ gefunden, der diesmal einem bunten Papagei glich. Aus dieser Kopfbedeckung wurde, wie im Autorenkreis schon seit Langem üblich, durch zufälliges Ziehen nun nach und nach die Lesereihenfolge ermittelt.

Sie begann mit Hannelore Warreyn, die ein kurzes Gedicht über einen Igel mitgebracht hatte, der schlussendlich mit ins Haus durfte. Barbara Koopmann las im Anschluss eine Glosse, bei der sie sich breitgefächerte Gedanken zum Verhältnis von Mensch und Tier gemacht hatte, die von der chinesischen Mythologie bis zum Artensterben unserer Zeit reichten.

Dieter Vogel hatte einen satirisch angehauchten Text über zwei Gedichte dabei, die durch Unachtsamkeit bei einer Lesung übereinander auf dem Fußboden landen. Das Hoffnungs- und das Liebesgedicht lernen sich im Trubel der weitergehenden Lesung näher kennen und lernen, dass Hoffnung und Liebe nicht fehlen dürfen.

Bei Tina Vogel wurde es dann deutlich satirischer, als sie ihr lyrisches Ich ungeschickt im Supermarkt auf Diebeszug schickte, weil es zu Anni ins Gefängnis wollte, wo ältere Damen drei warme Mahlzeiten und ärztliche Betreuung kostenfrei bekommen.

Franz Oberhofer plant einen tierischen Gedichtband, aus dem er die Werke „Eintagsfliege“, „Im Walfisch“ und „Federgewicht“ vorstellte.

Mirlo Verdad arbeitet gerade ebenfalls an einem neuen Werk, das wechselnd aus der Sicht der französischen Bulldogge Buck und dessen Herrchen, einem Polizeipsychologen, berichtet. Die Zuhörer blieben mit den Fragen zurück, wie eine Kugel in den Kühlschrank kam und was eigentlich genau im Wald passiert war.

Martje Herzog wechselte wieder ins Genre der Satire und trug einen bitterbösen Text aus dem Jahr der Finanzkrise vor, während sie auf einer imaginären notleidenden Bank saß und Heuschreckenschwärme abwehrte.

Nach der Pause, in der man sich angeregt über die bisherigen Beiträge unterhalten konnte, förderte der Zufall den Zettel von Klaus Wuchner aus der Kopfbedeckung. In seinem Auftrag trug dann Rudi Fichtl das tierisch satirische Gedicht „Wohlgeraten“ vor. Darin geht es Auerhahn und Auerhenne an den Kragen, weil ein Festtagsbraten benötigt wird. Rudi Fichtl durfte danach gleich mit einem eigenen Beitrag aufwarten und packte zur Überraschung aller die Gitarre aus. Mit einem humorvollen Lied über die Ähnlichkeit von Hund und Herrchen machte er zugleich Werbung für und Lust auf die nächste freie Lesung, zum Thema Musik am 21. März, die er moderieren wird.
Auch Thomas Glatz hatte fast ein eigenes Kabarett-Programm mitgebracht. Er hatte Texte zu zwanzig Tieren dabei, von denen die Zuhörenden nun auswählen durften. So trug er seine hintergründig humorvollen Texte zu Ameise, Schnabeltier, Vogel, Frosch, Panther und als Zugabe sogar noch zur Katze vor.

Roland Greißl, bei dem man eigentlich mit einer bösen Politsatire gerechnet hatte, zeigte ganz unerwartet, dass auch er frei nach Hermann Hesse mit der Reife immer jünger wird. Anhand von drei Szenen legte er dar, wie entwaffnend Humor mitunter sein kann.

Last but not least durfte noch Corinne Haberl ins Rampenlicht treten. Sie hatte drei tierische Gedichte dabei, die in der Reimform des Limericks (AABBA) verfasst waren. Beim letzten Text ging es um die Titelfindung der ersten Anthologie das Autorenkreises (Ein Elefant am Bayertor) – was Moderator Boris Schneider zum Abschluss nutzte, um die sechste Anthologie des Kreises zum Thema Freude und Trauer anzukündigen, die als Wendebuch noch dieses Jahr erscheinen soll.

Insgesamt war es wieder einmal ein sehr unterhaltsamer Abend mit abwechslungsreichen Texten unterschiedlichster Genres, bei denen der Zufall doch immer wieder auch Parallelen zutage gefördert hatte, so dass man den Abend im beschwingten Gespräch in Ruhe ausklingen lassen konnte.
Dr. Boris Schneider
Fotos: Thomas Glatz, Gruppenfoto: Dagmar Topf