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Südlesung in Welden - 27.7.2012

Acht lesende Autoren, spannende Texte und ein volles Haus – was konnte sich Organisator Roland Greißl an diesem hochsommerlichen Abend im Gasthaus an den Weldener Weihern Besseres wünschen. Bei der inzwischen schon zur Tradition gewordenen „Südlesung“ des Landsberger Autorenkreises durften nur Autoren lesen, die südlich der Stadt Landsberg beheimatet sind. Und so waren sie gekommen: aus dem Fuchstal und von Denklingen, von Hohenfurch und Schongau, von Peiting und Roßhaupten.

Wie üblich wurde die Reihenfolge ausgelost, und da traf es gleich die Moderatorin Marianne Porsche-Rohrer aus Schongau. Ihrem Beruf als Apothekerin entsprechend gab sie gute Ratschläge in charmanter, gereimter Form („bei Wespenstichen Magerquark“). Hans Schütz, der Allgäuer Lechdichter, besang den Pfaffenwinkel („de scheanschte Gegend weit und breit“) und schilderte in gereimter Form die neuesten Ausgrabungen einer Villa Rustica in Peiting.

Besonderer Gast war diesmal Wigand Lange, der es sich trotz seiner schweren Parkinsonkrankheit nicht hatte nehmen lassen, in die Seerose zu kommen. Mit einer Fülle ebenso tiefsinniger wie witziger Wortspiele entfachte er einen „Whirlpool aus Worten“, die zum Weiterdenken anregen sollten. Paul Heinrich Wendland, Sprachjongleur aus Hohenfurch, zog diesmal die heitere Schublade hervor und philosophierte über einen Buchfink, der sich ausgerechnet auf einem Buch niederließ und über ein Flugzeug, das leider zum Fallzeug wurde. Anschließend las Roland Greißl eine nachdenkenswerte, ziemlich gruselige Geschichte von Lorenz und Laurenzia und dem Massenmord an glitschigen Nacktschnecken.

Nach der Pause dann Günther Bohn, Maler und Schriftsteller aus dem schwäbischen Lengenfeld, mit seiner Episode über ein Seniorenschachspiel, das auf überraschende Weise ein unrühmliches Ende fand. Dieter Vogel bewies in seiner Urlaubsgeschichte, dass ein Unglück selten allein kommt, sondern dass ihm eine Vielzahl unangenehmer Geschehnisse folgen können – für den Protagonisten höchst unangenehm, für die schadenfrohen Zuhörer ein pures Vergnügen. Und, ganz zum Schluss, dann eine Stimme direkt aus Welden: Martje Herzog sang das „hohe Lied“ auf den kleinen Ort; eine filigrane Naturschilderung, in der Gänse, Rehe, Esel und ein Milan die Hauptrolle spielen. Aber: „Das Kostbarste an Welden ist die nächtliche Stille.“

Eine Stille, die die zahlreichen Zuhörer hautnah genießen konnten, als sie nach zweieinhalb Stunden intensiven Hör- und Lesevergnügens in die warme Sommernacht hinaustraten.

Helmut Glatz