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Nachruf auf einen besonderen Freund


Kurz vor Weihnachten, am 18.Dezember 2015, ist Günter gestorben.

Ich weiß, einem Menschen kann man mit Worten nicht gerecht werden, und so sind meine zu verstehen als Ausdruck herzlicher, freundschaftlicher Zuneigung.

Günter habe ich als unkonventionellen, warmherzigen Menschen und vielseitigen Künstler vor zwölf Jahren kennengelernt. Zum ersten Mal begegnet sind wir uns im Landsberger Autorenkreis; sein schriftstellerisches Themenspektrum ist weitgefächert: gesellschaftskritische Texte, hintergründige Aphorismen, unzählige Gedichte mit genialen, Bohn’schen Wortschöpfungen, bei denen gern herzhafte Erotik mitschwingt, aber auch feine Lyrik konnte er immer wortgewaltig und mit schauspielerischer Präsenz vortragen – und immer gewann er damit sein Publikum! Viele von uns kennen seine oft handgeschriebenen Bücher mit so fantasiereichen Titeln wie „Bohnalitäten“ oder „Was mir im Gedichtnis blieb“.

An dieser Stelle möchte ich sagen, wie sehr der Landsberger Autorenkreis ihn schätzte und den Verlust zutiefst bedauert. Wir freuen uns jetzt umso mehr, dass er die Anthologie „Zwischen den Toren“, die der Autorenkreis im Sommer 2015 herausgebracht hat, so ideenreich illustriert und mit Texten bereichert hat. Günter hatte eine unerschöpfliche Fantasie und künstlerische Schaffenskraft. Dies zeigt sich auch in einer Vielzahl von Gemälden, denen er uneitel kritisch und mit Humor gegenüberstand und womit er jahrelang den Lebensunterhalt für seine Familie finanzieren konnte, vor allem aber in vielen, vielen wunderbaren Zeichnungen, die mit lockerer Hand seit Jahrzehnten seinen Lebensweg dokumentieren, angefangen von den vielen Reisen in jungen Jahren über die Häuser und Menschen, die Alltagsbegebenheiten in seinem Dorf – alles war willkommenes Motiv, und er hielt es mit sicherem Strich fest.

Viel könnte man über sein soziales und gesellschaftliches Engagement, das so sehr sein Leben prägte, sagen. Besonders sein Einsatz gegen das Vorhaben des Fürsten, den Wald zwischenWaal und Unterdießen abzuholzen, um Kiesabbau zu betreiben, ist vielen in lebendiger Erinnerung. Diese Bürgerinitiative war auch dank Günter ein großer Erfolg: Der Fürst musste seinen Plan aufgeben … und so steht der Wald glücklicherweise noch heute! Neben seinen vielen Freunden vermissen Günter heute auch besonders Flüchtlinge aus Afghanistan, Pakistan und Syrien, die in Unterostendorf untergebracht sind. Ihnen schenkte er uneingeschränkt und voller Vertrauen Hilfe und Freundschaft.

Aber wie überbordende Lebensfreude und Leichtigkeit oft sein Leben bestimmten, so gab es immer wieder auch sehr schwere Zeiten für ihn. Probleme zu lösen und sie dann freundlich, weil längst vergangen, loszulassen, war ihm fast unmöglich, und so quälte ihn manches bis zum Ende.

Doch die letzten Tage wurden immer ausgeglichener und freundlicher. Und wenn er mir dann auf der Intensivstation lächelnd von warmem Licht und herrlichen Blumen, die er sah, erzählte, spürte ich, dass er sich auf seinen Weg gemacht hatte. Und mit geschlossenen Augen sang er, sangen wir dann – so grotesk es vielleicht erscheinen mag – eines seiner Lieblingslieder: „Mein Kind, wir waren Kinder“ von Heinrich Heine. Welcher Friede, welches Einverstandensein war da in ihn eingekehrt!

Lieber Günter, wir vermissen dich sehr, du hast viel Farbe aus unserem Leben mitgenommen, aber wir lassen dich los und wissen, dass du den für uns noch so geheimnisvollen Weg, wohin auch immer, vom Leben in den Tod geradezu heiter vorausgegangen bist. Wir danken dir für so vieles!

(Grabrede von Lore Kienzl am 15.1.2016 in Emmenhausen)