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Freie Lesung Begegnung und Bewegung - 29.6.2018

Lebendige Spiegelungen im Inneren


Die besinnliche Moderation von Monika Sadegor mit chassidischen Geschichten des jüdischen Philosophen Martin Buber, dazu der Klarinettist Günter Schwanghart mit Klezmermusik, Improvisationen und eigenen Kompositionen vom Feinsten boten ideale Voraussetzungen für den sehr gelungenen Leseabend des Landsberger Autorenkreises im Café FilmBühne.
Die Gedanken der Autoren zum Thema „Begegnung und Bewegung“ gestalteten sich vielfältig.
Carmen B. Kraus stellte die Eindrücke einer Fastenwanderung als Spiegel für das Leben dar und Inifrau von Rechenberg las tiefgründige Geschichten, die sie in Jerusalem schrieb. Helmut Glatz gelang es auf wundersame Weise, die Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten auf fünf ausgediente Musikinstrumente zu übertragen, während Petra Hinterstößer mit zu Eis gefrorenen Tränen den Zerfall der Welt betrachtete.
Martje Herzogs Spaziergang eines Kindes endete mit einer hochbetagten Dame, die durch herzhaftes Lachen ihren Mörder verjagte, und Claire Guinins Text von der Kuh auf dem Himalaya beklagte, dass der Mensch es nicht schafft, human zu agieren. Klaus Wuchner erlebte gedanklich physikalische, chemische und biologische Bewegungen bis zur bewährten Erkenntnis: „panta rhei“, alles ist in unaufhörlicher Bewegung.

Marianne Porsche-Rohrers Begegnungen der anderen Art erfolgten mit augenzwinkernden Belehrungen zwischen Kressebrot und Vitamintablette, Majoran und Schnecke sowie mit dem Zusammensein von Pflaume und Radicchio-Salat. Von Fred Fraas wurde hingegen mit leeren Blicken und eingefallenen Wangen der „strenge Geruch der Zeit“ beklagt.
Max Dietz, Spezialist für gelungene Aphorismen, kam zu dem Schluss, dass es besser wäre, von der Erde auszutreten. Hans Schütz aber erkannte in einem Kreuzfahrtschiff im Hafen den „schwimmenden Koloss von Rhodos“ sowie seine Sorge darüber, dass viele mit Touristenschrott aus aller Herren Länder heimfahren.
Es ist ungewiss, ob die Zeitmaschine in Benno von Rechenbergs Märchen vom jungen Grafen Moritz und seiner Muhme im Würmtaler Schloss tatsächlich funktionierte. Zeitgeschichte brachte Brigitte Parzick ein, die den Lesereigen mit ihren schwäbischen Familienepisoden beendete. Sichtlich bewegt von den vielfach erfahrenen Anregungen klang der Abend in anregenden Gesprächen aus.

Marianne Porsche-Rohrer