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Freie Lesung Die Gedanken sind frei - 25.9.2020

Wunderbar, wieder zusammenzukommen!


Nach sechsmonatiger Pause trafen sich die Mitglieder des Landsberger Autorenkreises zu einer Lesung im Gasthaus „Deutsches Haus“ in Waal. Der Einladung von Moderatorin Lore Kienzl folgten auch die Musiker Jörg Illner und Oskar Imhof gern, deren freie Improvisationen wir alle besonders schätzen und lieben.

Das Thema „Die Gedanken sind frei“ war recht wörtlich zu nehmen, denn Pandemie hin oder her: schreiben konnten und wollten alle während der beschwerlichen, kontaktarmen Zeit. Das Ergebnis war beachtlich.

Fred Fraas widmete seine Gedanken den Spätsommertagen. Klaus Wuchner hingegen setzte ein Fragezeichen hinter das Motto und fragte sich, wer heute noch seine Gedanken offenbaren möchte. Roland Greißl versteht seine düstere Ballade „Die schwarzen Frauen von Darfur“ als literarische Würdigung der 100.000 Opfer im Sudan, verbunden mit der Hoffnung, dass der neue Friedensvertrag dem jahrzehntelangen Grauen ein Ende setzt.

Theresa Schermer schwankte in ihrer Gedankenwelt zwischen Realität und Träumerei hin und her. Martje Herzog lobte die Freiheit, ihre eigenen Gedanken für sich behalten zu dürfen. Monika Sadegor las eine Geschichte aus dem Jahr 1945, in der eine junge Frau einen geschiedenen Mann mit Kind heiraten wollte. Marianne Porsche-Rohrer gab modern erweiterte, lyrische Empfehlungen aus der Hildegard- Medizin zum Besten.

Thomas Glatz begeisterte die Zuhörer mit der Konjugation aktueller Wortschöpfungen wie Klopapierhamsterkaufen. Heidi Glatz verglich ihre vielen Gedankengänge mit einem bunten Wollknäuel. Claire Guinin sang im Traum das Lied von den freien Gedanken. Boris Schneider experimentierte mit Szenen aus der Bibel über Salböl und Myrrhe. Barbara Koopmann kleidete die Buchstaben des Lesungsmottos in einen Text über ein Kirchenkonzert ein.

Herbstgedichte, Nebelgedanken und Schmetterlinge schwirrten bei Hans Schütz durch den Raum. Corinne Haberl bot mit einem Bericht über die Testung auf Corona Brandaktuelles. Rudi Fichtl träumte davon, ein Mormone mit zwanzig Frauen zu sein und ein Bett mit den Maßen 6 x 10 m zu besitzen. Als Krönung las Monika Sadegor noch einige thematisch passende Gedichte aus dem neuen Buch „Komboloi“ von Helmut Glatz.

Alle waren sich schließlich einig, dass es wunderbar war, wieder einmal zusammenzukommen, zu lesen, zu hören, zu diskutieren, den feinen musikalischen Klängen zu lauschen und neue Impulse mit nach Hause zu nehmen. Liebe Lore, herzlichen Dank für den gelungenen Abend!

Marianne Porsche-Rohrer