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Faschingslesung - 22.2.2019

Vom Sinn im Unsinn


Mit sinnreichen Betrachtungen über den Sinn oder Unsinn des Verkleidens begrüßte Moderatorin Monika Sadegor in perfektem Charleston-Outfit im rappelvollen Café FilmBühne ihre Gäste. Dazu sang die Chansonnière: „Heute ist ein guter Tag, um glücklich zu sein ...“ Wer jetzt noch nicht glücklich sein wollte, dem war leider nicht zu helfen, aber jeder spürte: Gut, dass ich dabei sein darf!

Sinnlos-unsinnig startete Gerwin Degmair den langen Leseabend mit der Erkenntnis, dass jeder Sinn sein „Un“ braucht und stellte, ohne zu wissen, wer er selbst ist, alte Versmaße den digitalen Medien gegenüber. Wald-ABC vorwärts oder rückwärts – beides ergab bei Marianne Porsche-Rohrer keinen Sinn, ließ aber die Zuhörer schmunzeln, war also doch sinnvoll? Für Sandro Wirth sollte die Seele, die wie ein Kind ist, das Glück und die Stille festhalten. „Für Frauen ist das kein Problem“, flötete Jeanette Pichler, und Sigi Adam zupfte nickend die Gitarrenseiten.

Claire Guinin erzählte die Geschichte des Gesellschaftskolumnisten Looky Harch, der als Ananas verkleidet etliche Mini-Aufnahmegeräte bei sich hatte. Mit Hilfe von Johann Wolfgang von Goethe machte Jürgen Ostler den Versuch, den alkoholischen Kater zu beschreiben. Die altbayerische Erkenntnis, nach der Fasching nicht gleich Karneval ist, veranlasste Fred Fraas, die feinen Unterschiede zu ergründen. Eine närrische Wörterschlange kam von Carmen Kraus, deren Noviziat bei Hildegard von Bingen abgesagt wurde. Sechsjährige tumbe Kellerasseln von Martje Herzog twitterten im Namen von Donald Trump Geschichten von autonomem Fahren, Kochen und Staubsaugen. Da war der „Spaghetti-Kavalier“ eine willkommene Abwechslung.

Bei der ersten Lesung ihres Lebens trug Michaela Schmitt rote Handschuhe und grüne Ohrringe, bot bunte Aspekte aus vielen Schubladen, passte aber selbst in keine solche. Tina Vogel infizierte sich beim Lesen infizierter Texte selbst und fühlte sich schließlich medienmäßig isoliert. Bei Heidenore Glatz gingen das „Un“ und das „Sinn“ zu einer Faschingsparty, um zu schwofen. Und die Sängerin wusste es genau: nur „17 mm fehlen mir zum Glück“.

Die Clownin Teresa Schermer fragte sich, „Was will ich sein?“, denn wenn es gelingt, Kummer zu vertreiben, dann tut es gut, manchmal ein Narr zu sein. Klaus Wuchner kam in seinem philosophischen Text zu der Erkenntnis, dass geistige Leere von der Schwere befreit. Und Dieter Vogels Urlaubsüberwachungsstress beim Camping in Kärnten bewies eindeutig, dass es sich immer lohnt, allzeit überall mit dem Auftreten von Bösewichten zu rechnen. Das fand auch im „Kriminal-Tango“ Bestätigung.

Bei Heinz Otto Singer flirtete das als Fisch verkleidete Schwein mit dem Betablocker und schenkte ihm eine Gürtelrose. Max Dietz berichtete in unsinnig-geistreichen Einzeilern aus dem Liebesleben von Mops, Giraffe, Ringelgans, Spitzmaus, Hamster, Schildkröte und Pandabär. Was fehlte da noch? Na klar, ein „kleiner grüner Kaktus“. Und last but not least schuf Roland Greißl in der Erzählung über Rituale bei der Bundeswehr eine berührende Liebesgeschichte, die ganz und gar nicht unsinnig war.

Fazit: Das Leben ohne Unsinn wäre ziemlich sinnlos.

Marianne Porsche-Rohrer