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Ammerseelesung - 19.6.2015

Hammertexte im Saxenhammer

Der Landsberger Autorenkreis liest im Juni traditionell am Ammersee.

Holunder im Teigmantel, Grießnockerlsuppe – die Wirtin trägt auf. Der Moderator Gerwin Degmair, auf dem Podium erhöht, trägt gelassen die Veranstaltung – mit sonorer Stimme zitiert er Saint Exupéry: die wirkliche Weite ... die alles verbindende Sprache.

Es folgen bunte Prosa und Lyrik, von Kobolden, Schwarzmagie, der Keltenschanze und den Sandkörnern am Urlaubsstrand, selbst aktuelle Themen wie G7, durch die Autorenbrille betrachtet. Vielfältige Impulse, die in der Pause noch einmal hin und her bedacht werden. Das von den Autoren des Landesberger Kreises Gelesene wirkt bei den Gästen nachhaltig.

Umrahmt wurden die Reflexionen von sanften Harfenklängen des Uttinger Duos, die ihr erstes Stück dem Moderator dieses Abends widmeten: die Degmair-Polka. Exotische Töne erzeugte der höchst professionelle Maultrommelspieler Dieter Bunkel, dessen Lieder zwar der traditionellen Volksmusik entnommen sind und dennoch einen Hauch Mystisches aus dem Outback in die Kammer bringen. Es wurde gemütlich.

Nach der Pause ging es unter anderem um ein Leben in Pink, eine literarische Miniatur, die eine Welt zwischen Barbie und entsichertem Pinkgewehr heraufbeschwor. Den älteren Teilnehmern geschuldet, handelte ein Text von den Erfahrungen eines Altenheimleiters, einige Damen und Herren nippten denn auch betreten an ihrem Weißbier, als sie einen Blick in die Zukunft wagten.

Es folgte im Fünfminutentakt Erbauliches und Kritisches zum Dialekt, zum Hirnjogging, zu Prometheus und dem Feuer, eine Bahnsatire (kaum vorstellbar: spektakulärer als die uns bekannte Realsatire!), zu verbotenen Schriften und tragenden Teilen, Körperteilen, die nicht wirklich trugen.

Das Wortfeuerwerk im Gasthaus Saxenhammer fasste der Moderator dann mit pfiffigen Wortspielen zusammen: Worte und Wortgewalt; hell, heller, noch ein Helles ...

Zwei Weißbier, ein Salat, ein Kaffee. Die Wirtin rechnet lakonisch auf einem nostalgischen Abreißblock die Speisen und Getränke zusammen, das bevorstehende Jazzkonzert am Wochenende ankündigend.

Franz Oberhofer